Was bedeutet “la Dolce Vita”?
‚La dolce vita‘ bedeutet wörtlich übersetzt ‚das süße Leben‘ und beschreibt eine typisch italienische Lebensweise, die kleine alltäglichen Freuden und ein langsameres Lebenstempo schätzt.
Besonders bei Nicht-Italienern weckt es den Wunsch nach einem Lebensstil, der von einer gewissen Lässigkeit und Ungezwungenheit geprägt ist, der den Stress und die Hektik des modernen Lebens vergessen lässt.
Der Begriff als Lebenseinstellung
Der Begriff „dolce vita“ breitete sich bereits ab den 1950er Jahren in Italien aus und beschrieb einen spezifischen Lebensstil, der sich um Luxus und die Freude am guten Leben drehte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Wirtschaftswunder wuchs das Verlangen, das Leben zu genießen. Besonders Regisseure und Schauspieler aus dem Ausland wurden von dieser Lebenseinstellung angezogen und siedelten sich in den italienischen Städten, insbesondere Rom, an.
Der Film von Federico Fellini
Im Jahr 1960 wurde der Ausdruck durch den Film von Federico Fellini (La Dolce Vita) endgültig berühmt. Vor dem Hintergrund des Roms der 60er Jahre erzählt der Film die Geschichte eines Boulevardjournalisten und liefert einen satirischen und kritischen Kommentar zur Prominenzkultur. Er spiegel die Dekadenz des modernen Lebens und die Oberflächlichkeit der reichen Elite wider.
Die Hauptrollen werden von dem italienischen Schauspieler Marcello Mastroianni – Symbol für Eleganz und italienischen Charme – und der wunderschönen Anita Ekberg besetzt. Mit der berühmten Szene in der Fontana di Trevi wurden diese beiden Personen zu weltbekannten Stars und Ikonen des „süßen Lebens“.

Ab diesem Moment war das Bild des „dolce vita“ in der Welt verankert und die Liebe zur „Italianität” breitete sich international aus.
In den folgenden Jahren wurden Ikonen wie Sofia Loren und Totò, Filme wie “Don Camillo und Peppone”, Sänger wie Mina und Adriano Celentano sowie Orte wie Rom, die Toskana oder die Amalfiküste berühmt und untrennbar mit diesem Lebensgefühl verbunden.
Kuriositäten über den Film „La Dolce Vita“
Wusstest du, dass …
- Nach der Veröffentlichung des Films arbeitete die schwedische Schauspielerin Anita Ekberg hauptsächlich in Italien, wo sie 1964 dauerhaft ansässig wurde. Sie starb 2015 in der Nähe von Rom.
- Der Begriff „Paparazzo“, der einen skandalösen Fotografen bezeichnet, stammt direkt aus dem Film: So heißt nämlich der Fotograf im Film. Diese Figur wurde von Tazio Secchiaroli, einem römischen Fotojournalisten, inspiriert.
- Der Rollkragenpullover heißt auf Italienisch „dolcevita“. Das Wort stammt aus dem Fellini-Film, da der Hauptdarsteller Marcello Mastroianni ihn oft am Set und im Alltag unter Blazern oder Woll-Cardigans trug.
„La Dolce Vita“ heute
Ist dieses Bild von Italien, das im Ausland vorherrscht, wirklich wahr?
Leben die Italiener immer „das süße Leben“?
Ja und nein.
Hinter der Postkartenidylle
Ein Blick in das Alltagsleben des heutigen Durchschnittsitalieners zeigt, dass das Leben in Italien nicht immer so romantisch ist, wie es in Filmen gezeigt wird: Arbeitsunsicherheit, oft unzuverlässige Verkehrsmittel, langsame Bürokratie und Verspätungen gehören zum Alltag.
Italien ist ein wunderschönes Land, aber kein Schlaraffenland: Hier gibt es genauso wie anderswo auf der Welt Probleme und Frustrationen. Das idealisierte Bild wird heute noch von den sozialen Medien am Leben gehalten, in denen jeder nur die Highlights seines Lebens präsentiert.
Wer jedoch nach Italien reist und nur Gondeln und blauen Himmel erwartet, wird enttäuscht.
Zwischen Klischee und Wahrheit
An den gängigen “Dolce Vita – Klischees” gibt es jedoch viele Dinge, die tatsächlich stimmen:
- Familie und Freunde haben einen hohen Stellenwert
Es ist Teil der italienischen Kultur, dass Familie und Freunde an erster Stelle stehen. Das bedeutet nicht, dass Arbeit nicht wichtig ist, aber regelmäßige Sonntagsessen, gemeinsame Feiern oder einfach nur Zeit miteinander verbringen, wird sehr ernst genommen. Es wird bewusst Zeit geschaffen, um diese Momente zu genießen. - Eine der wichtigsten Dinge im Leben ist das Essen.
Überall in Italien kann man gutes, traditionell zubereitetes Essen zu vernünftigen Preisen finden. Essen ist ein Moment des Teilens, der als heilig angesehen wird.
Die italienischen Großmütter sorgen sich bis zum Ende ihres Lebens darum, dass Kinder und Enkelkinder gut genährt sind. „Hast du schon gegessen?“ ist tatsächlich eine Frage, die italienischen Kindern jedes Mal gestellt wird, wenn sie bei den Großmüttern sind. - Pausen sind von großer Bedeutung
Kaffeepause, Mittagspause oder Zigarettenpause – jeder Anlass ist gut, um einen Moment innezuhalten und neue Energie zu tanken, oft in Gesellschaft.
Pausen werden nicht als Zeitverschwendung gesehen, sondern als eine Gelegenheit, Momente der Verbindung und des Austauschs zu schaffen.
Die Kunst des „dolce vita“ besteht darin, sich bewusst Zeit zu nehmen für das, was einem Frieden und Glück bringt.

“La Dolce Vita” für Sprachlernende – Vokabeln für den Alltag
„La dolce vita“ ist also ein Konzept, das im Ausland genauso berühmt ist wie in Italien selbst. Und unter uns: Die Italiener sind heimlich stolz darauf, diesen Lebensstil exportiert zu haben.
Mittlerweile wird der Begriff ganz selbstverständlich in Gesprächen unter Freunden verwendet und soll auf eine Routine hinweisen, die auf Ruhe und kleinen Freuden basiert.
Alltagssituationen und die passenden Vokabeln
- Situation: Ein Spaziergang in der Stadt zum Einkaufen, Mittagessen bei der Großmutter und abends ein Aperitif mit Freunden:
- “Stai vivendo proprio la dolce vita!” (Du lebst wirklich das süße Leben!)
- Situation: Du bist im Urlaub in der Natur und nach einem ausgiebigen Mittagessen ruhst du auf einer Hängematte im Schatten eines Baumes:
- “Che bello godersi il dolce far niente!” (Wie schön, die süße Kunst des Nichtstuns zu genießen!)
Der Ausdruck „Dolce far niente“ bedeutet wörtlich „die süße Kunst des Nichtstuns“ und beschreibt einen Zustand völliger Inaktivität oder glückseliger Entspannung, das man ohne schlechtes Gewissen genießt. Auch diese italienische Lebensweise erlangte internationale Berühmtheit.
- Situation: Ein junger Mann aus einer wohlhabenden Familie reist um die Welt, ohne jemals gearbeitet zu haben:
- “Facile fare la bella vita con i soldi di papà!” (Klar, das schöne Leben zu führen, mit Papas Geld!)
Auch der Ausdruck „fare la bella vita“ ist in Italien sehr gebräuchlich. In diesem Fall kann der Ausdruck auch ironisch und leicht negativ verwendet werden: „fare la bella vita“ bedeutet, die Freuden des Lebens zu genießen, ohne sie wirklich verdient zu haben und ohne sich ernsthaft mit wichtigen Dingen zu beschäftigen.
In extremen Fällen kann es zu einem oberflächlichen und leichtsinnigen Lebensstil führen, der oft übertrieben ist. Auch diese Seite des italienischen Lebensstils wurde im Kino verewigt, z. B. von Regisseur Paolo Sorrentino in Filmen wie La grande bellezza (Oscar-Gewinner 2013).
5 Tipps für DEIN “dolce vita”

Welche Bilder ruft der Begriff „dolce vita“ in dir hervor? Vielleicht ein reich gedeckter Tisch mit gutem Essen? Oder Quality time mit Familie und Freunden? Entspannung am Strand? Generell ein langsamerer Lebensrhythmus, mit dem du dich auf die kleinen Dinge konzentrierst?
Hier sind fünf Tipps, um dir dein Leben zu versüßen, egal wo du lebst.
1. Schätze die Zeit mit deinen Liebsten!
Verbringe Zeit mit den Menschen, die dir am meisten bedeuten – und verbringe sie bewusst! Diese Momente werden dich mit der Liebe und Dankbarkeit versorgen, die du für die täglichen Herausforderungen brauchst. Unterschätze niemals, wie sehr Lachen mit einem Freund oder der Familie helfen kann!
2. Lerne, eine Pause einzulegen!
Gönn dir regelmäßig Auszeiten, um den hektischen Alltag hinter dir zu lassen. Trinke eine Tasse Kaffee, mach einen kurzen Spaziergang oder genieße einen Moment der Stille – Pausen sind der Schlüssel zu innerer Ruhe und Energie.
3. Verlasse mal das Haus und genieße die Aperitivo-Zeit!
Geh mit einem Freund etwas trinken und genieße seine Gesellschaft! Die Aperitivo-Zeit ist ein grundlegendes Ritual für das dolce vita: In Italien gehört dazu normalerweise ein Getränk (alkoholisch oder nicht alkoholisch), das mit Snacks wie Chips, kleinen Stücken Focaccia oder Pizza, Oliven und Erdnüssen serviert wird.
Die Aperitivo-Zeit findet am Ende des Arbeitstages statt und dient als eine Art Aufwärmung für das Abendessen. Aber beim Aperitif geht es nicht nur ums Essen, sondern vielmehr darum, sich mit anderen zu verbinden und den Kopf nach einem langen Arbeitstag freizubekommen. Das brauchen wir doch alle, oder?!
4. Kleide dich, um Eindruck zu machen!
Italiener legen großen Wert darauf, gut auszusehen. Wann immer sie das Haus verlassen, selbst wenn sie nur eine Packung Milch kaufen, machen sie sich schick. Sie glauben wirklich, dass das Leben besser ist, wenn man gut gekleidet ist. Es geht nicht nur darum, für andere gut auszusehen, sondern sich in seiner Haut wohlzufühlen und sich selbst zu feiern.
5. Mach dein Leben romantischer!
Du musst nicht in Italien sein, um das dolce vita zu genießen. Die Kunst liegt darin, die Schönheit überall zu sehen.
Also, verpasse deinem Leben ein wenig mehr Romantik und erkenne die Schönheit auch in den kleinen Dingen des Lebens, auch wenn es für andere banal erscheinen mag.
Achtung Spoiler! Wenn du Italienisch lernst, wird dir dieser Tipp auch beim Sprechenlernen helfen. Es gibt keinen besseren Weg, eine Sprache zu lernen, als dich komplett mit dem Zauber des Landes zu umgeben, das dich so sehr bewegt!



