Italienische Traditionen und Bräuche – Tradizioni e costumi italiani

Francesca Fabbian Autorenbild
Francesca Fabbian
13.05.2025
Schmale Straße in Italien, gesäumt von Gebäuden und zahlreichen italienischen Flaggen, die an Schnüren über ihnen hängen und lokale Bräuche und Traditionen feiern, während darüber ein klarer blauer Himmel sichtbar ist.

Italien begeistert seine Besucher nicht nur mit atemberaubenden Landschaften und leckerem Essen, sondern hat auch eine Fülle an Traditionen zu bieten, die das Land noch liebenswerter machen.

Wir nehmen dich mit auf eine kleine Reise durch Italien, in der du typische Bräuche kennenlernst und unter anderem entdeckst, wie die Italiener Weihnachten und Ostern feiern.

Was hinter den italienischen Traditionen steckt

Religiöser Hintergrund

Über Zweidrittel der Italiener sind Christen und gehören der römisch-katholischen Kirche an. Sie sind sehr religiös und feiern deshalb die christlichen Feste wie Weihnachten und Ostern auch sehr traditionell. 

Ein großer Bestandteil des Christentums sind z. B. Prozessionen. Sie gehören zu einem religiösen Ritual und werden zu verschiedenen Anlässen durchgeführt. Bei einer Prozession zieht eine große Menschengruppe in einem feierlichen Umzug zu Fuß durch die Straßen.  

Ein anderes Beispiel ist der Namenstag. Katholiken feiern ihren Namenstag am Gedenktag des Heiligen, nach dem sie benannt wurden (=Namenspatron). Im liturgischen Kalender der katholischen Kirche ist festgelegt, wann welcher Gedenktag gefeiert wird. Dieser entspricht oft dem Sterbetag des oder der Heiligen.

Alle, deren Name keinem Heiligen zugeordnet ist, feiern ihren Namenstag am 01. November. Das ist “Allerheiligen” und heißt auf Italienisch “Festa di tutti i santi” oder “Ognissanti”. Auch dieser Tag hat für die Italiener eine große Bedeutung und wird groß gefeiert.

Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien

Durch die Angrenzung an die europäischen Länder Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Slowenien wird der Norden Italiens sowohl beim Essen als auch bei den Gepflogenheiten dieser Länder beeinflusst. 

Süditalien hat im Vergleich zum Norden griechische, arabische und spanische Einflüsse erfahren. Somit ist es auch nachvollziehbar, dass sich traditionelles Essen oder traditionelle Feste aus dem Süden von den Gepflogenheiten im Norden unterscheiden. 

In den folgenden beiden Videos siehst du, wie Weihnachten in Norditalien gefeiert wird und welche Traditionen es dazu in Süditalien gibt:

Typische Traditionen in Italien

Große religiöse Feste

Weihnachten (Natale)

Ein großer, geschmückter Weihnachtsbaum mit Lichtern steht abends vor der Kathedrale von Florenz in Italien und schafft eine zauberhafte Weihnachtsszene.

Für die Italiener ist der 24. Dezember zwar kein offizieller Feiertag, aber dennoch ein wichtiger Tag. Traditionell gibt es an diesem Tag das Abendessen der “Vigilia”, bei dem kein Fleisch gegessen wird, sondern meistens Fisch oder andere fleischlose Gerichte. 

Der 25. Dezember ist dagegen der wichtigste Weihnachtsfeiertag und wird deshalb bei den meisten Italienern offiziell als Weihnachten bezeichnet. Den 25.12. verbringt man mit seiner Familie, geht in die Kirche, spielt Tombola und ist überwiegend am Essen, denn es wird reichlich und gut gekocht (z. B. i tortellini in brodo). 

Am 26. Dezember ist dem Heiligen Stefan gewidmet (Santo Stefano). Man verbringt Zeit mit der Familie oder Freunden und geht spazieren, um sich das Essen vom Vortag wieder abzulaufen. 

Geschenke gibt es entweder in der Nacht vom 24.12. auf den 25.12. oder direkt am 25.12. Sie werden traditionell vom Weihnachtsmann gebracht. In manchen italienischen Regionen werden die Geschenke auch von Santa Lucia gebracht. 

In dem Video von Francesca kannst du nicht nur das grundlegende Vokabular rund um Weihnachten lernen, sondern auch interessante Ausdrücke und Begriffe, die mit den italienischen Weihnachtsfeierlichkeiten verbunden sind.

Ostern (Pasqua)

Gepunktete Ostereier hängen an einem blühenden Ast; im Vordergrund sind ein Glaskrug und ein dekorierter Kuchen zu sehen, die die fröhliche Osterstimmung in Italien einfangen.

Ostern ist für die Christen eines der wichtigsten Feste und geht von Palmsonntag – der letzte Sonntag vor Ostern – bis Ostermontag. In dieser Woche werden zahlreiche Messen und große Osterprozessionen durchgeführt, um der Kreuzigung von Jesus Christus (Karfreitag) zu gedenken und seine Auferstehung am Ostersonntag zu feiern.  

Ostersonntag gibt es ein großes Festessen, das im Kreise der Familie eingenommen wird. Am Ostermontag machen die Italiener ein Picknick mit Freunden oder der Familie. 

Wußtest du…?
Umgangssprachlich sagt man in Italien: „Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi.” ⇾ “Feier Weihnachten mit deiner Familie, Ostern mit wem du willst.” 

Zur Osterzeit findet man, wie auch hier in Deutschland, typische Ostersymbole, die an Jesus und seine Auferstehung erinnern sollen. Überall findest du Schokoladen-Ostereier, Hasen, Lämmer und Olivenbäume. Das Besondere ist die Ostertaube (la “colomba pasquale”), eine typische italienische Süßigkeit aus der Lombardei.

Möchtest du noch mehr über Ostern erfahren, dann schau dir gern unser Video zu den Ostertraditionen an.

Karneval in Italien

Eine Person mit einer kunstvollen venezianischen Karnevalsmaske und einem Kostüm steht neben einem von Booten und alten Gebäuden gesäumten Kanal und fängt den bezaubernden Geist des italienischen Karnevals ein.

Besonders Venedig ist bekannt für seinen Karneval, der jedes Jahr im Februar stattfindet und Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Er geht bis ins 11. Jahrhundert zurück und war damals ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Masken und Kostüme erlaubten es, gesellschaftliche Schranken zu überwinden, sodass sich der Adel und die “normalen” Bürger auf Augenhöhe begegnen konnten. 

Das Auffälligste am Karneval sind die Masken, die mit Gold, Federn und Edelsteinen geschmückt sind. Viele Leute tragen prachtvolle barocke Kostüme, fahren in manchen Orten in Umzugswagen durch die Straßen und werfen den Zuschauern Schokolade und Bonbons entgegen.

In dem folgenden Video siehst du, wo Orangen statt Süßigkeiten geworfen werden und wie die Sizilianer den Karneval feiern:

Ferragosto

Ferragosto fällt jedes Jahr auf den 15. August und ist für die Italiener ein wichtiger Feiertag (Mariä Himmelfahrt). Als ursprünglich römischer Feiertag zur Feier der Ernte ist er heute vor allem ein Tag der Entspannung und des Reisens. 

Die Italiener nutzen diesen Tag und verlängern ihn zu einem ausgedehnten Urlaub. Sie fahren dann meistens ans Meer oder in die Berge und erholen sich dort von der Sommerhitze. In vielen Städten finden auch große Festlichkeiten und Feuerwerke statt.

Wenn du genauer wissen willst, wie die Italiener ihren Urlaub verbringen, dann schau dir dieses Video an:

Halloween

Halloween ist zwar keine wirkliche italienische Tradition, wird aber dennoch immer mehr zelebriert und die Häuser gespenstisch dekoriert. Ähnlich wie in den USA gehen verkleidete Kinder am 31. Oktober von Haus zu Haus, klingeln dort und sagen dann: “dolcetto o scherzetto” (= Süßes oder Saures). 

Halloween wird je nach Ort unterschiedlich gefeiert. In Sizilien z. B. werden große Messen (le fiere dei morti) abgehalten und viele herbstliche Gerichte mit Puppen aus Zucker und Kürbisse aufgetischt.  

In dem folgenden Video kannst du das italienische Vokabular und die wichtigsten Ausdrücke lernen, die mit Halloween verbunden sind. Von den typischen Begriffen bis hin zu den festlichen Bräuchen bekommst du hier alles, was du brauchst, um Halloween auf Italienisch zu feiern:

Traditionelle Feste am 01. und 02. November

Der 1. November ist „Allerheiligen“ („Festa di tutti i santi“) und ein staatlicher Feiertag. Wie oben schon erwähnt, ist er für viele Menschen auch der Namenstag („L´Onomastico“).

Am 2. November feiern die Italiener das “Fest der Toten” (“Festa dei Morti”). An dem Tag geht man zum Friedhof und erinnert sich an die geliebten Menschen, die bereits gestorben sind. Die Italiener sagen, in der Nacht vom ersten auf den zweiten November werden sie von den Toten besucht und lassen Kekse und Süßigkeiten zurück.

Die Adventszeit

Die Adventszeit (=L´Avvento) beginnt in Italien am 8.12. (Mariä Empfängnis) und endet am 6.1. (Epiphanias). Beide Tage sind staatliche Feiertage, an denen keiner zur Arbeit, Schule oder Uni gehen muss. 

Am 8. Dezember ist alles geschlossen, außer die Shopping-Läden. Die meisten Italiener nutzen diesen Tag deshalb zum Einkaufen und um Weihnachtsgeschenke zu besorgen. An diesem Tag wird die Weihnachtsdekoration aus dem Keller geholt und die Räume werden weihnachtlich geschmückt. Schau dir gern dazu unser Video “Was feiern die Italiener am 8. Dezember?” an. 

Die Adventszeit verläuft ähnlich wie in Deutschland: Kinder schreiben ihre Wunschzettel an den Weihnachtsmann (Babbo Natale), es sind überall Weihnachtslieder zu hören und die Häuser oder Wohnungen sind festlich dekoriert. 

Allerdings gibt es doch ein paar Dinge, in denen sich die italienische Adventszeit von der deutschen unterscheidet: 

  • In Italien gibt es keinen Nikolaus (6.12.). 
  • Es werden keine Weihnachtsplätzchen gebacken, dafür gibt es “il panettone”, “il pandoro” und “torrone” (=Nougat).
  • Es gibt meistens nur künstliche Weihnachtsbäume, die geschmückt werden.
  • Weihnachtskränze mit Kerzen werden vor allem in den Kirchen aufgehängt, aber mittlerweile auch in vielen italienischen Haushalten, besonders während des Advents. 
  • Weihnachtsmärkte sind in Italien traditionell weniger verbreitet, aber sie werden immer populärer. Besonders bekannt sind die Weihnachtsmärkte in Städten wie Trient und Meran. 
  • Adventskalender werden üblicherweise gekauft, aber nicht gebastelt.

Anna nimmt dich in ihrem Vlog mit und zeigt dir zum Beispiel, wie ein Weihnachtsmarkt in Italien aussieht.

La Befana

Illustration einer älteren Frau, die als Hexe verkleidet ist und mit einem Sack auf einem Besen über grünen Dächern fliegt, mit dem Text „Arriva la Befana!“ am Himmel.

La Befana ist eine liebenswerte Hexe, die in der Nacht vom 5. Januar auf den 6. Januar kommt und die Socken von braven Kindern mit Süßigkeiten und Mandarinen füllt. Unartigen Kindern hinterlässt sie Kohle. 

In diesem Video verrät dir Francesca noch mehr Details über die allseits beliebte “La befana”:

Silvester

Silvester oder “Capodanno” feiert man mit Freunden oder der Familie. Für diesen Tag werden viele Vorbereitungen getroffen und viel Essen gekocht. In einigen Regionen gibt es die traditionelle “Il cotechino”. Das ist eine dicke Wurst, die mit Linsen serviert wird und Glück fürs neue Jahr bringen soll.

Diese und weitere Silvester-Traditionen findest du in diesem Video:

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Über Francesca Fabbian

Ich bin in Castelfranco Veneto (Venetien) geboren und aufgewachsen. Bereits während meiner Schulzeit in Italien begann ich, Deutsch zu lernen.

Nach meinem Studium lebte ich einige Zeit in Berlin, Freiburg und Hamburg. Anschließend wohnten mein italienischer Ehemann und ich drei Jahre in München. Seit zwei Jahren ist Teneriffa meine neue Heimat, wo ich die spanische Sprache erlernen und neue Kulturen kennenlernen möchte.

Aufgrund meiner Familie, meiner Freunde und der Sprachreisen bin ich oft in Italien – natürlich auch, weil ich Italien liebe, insbesondere das Essen, die Atmosphäre und unsere Kultur.

Ich unterrichte seit meinem 20. Lebensjahr Italienisch online. Mittlerweile habe ich mehr als 2850 Personen geholfen, Italienisch zu lernen bzw. ihre italienischen Kenntnisse zu verbessern!

Das Unterrichten bereitet mir große Freude, und meine Sprachschule ist mir sehr ans Herz gewachsen. 

Wir freuen uns auf dich!
Ti aspettiamo 🙂

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