Norditalien vs. Süditalien: Unterschiede & Kuriositäten

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Francesca Fabbian
25.09.2025
coverbild nord süditalien

Ein 15 Uhr-Termin in Italien: Solltest du absolut pünktlich sein oder kannst du locker eine Viertelstunde später ankommen? Kommt drauf an, ob du deinen Termin in Nord- oder Süditalien hast! 

In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die geografischen und kulturellen Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien wissen musst. Damit bist du für deine Reise nach Italien gewappnet und vermeidest peinliche Fettnäpfchen. 

Norditalien und Süditalien: Ein Land, zwei Welten?

Norditalien und Süditalien werden oft als zwei verschiedene Welten betrachtet. Geografisch, kulturell und wirtschaftlich gibt es große Unterschiede, die sowohl die Identität der Menschen als auch ihre Lebensweise prägen. 

Die geschichtliche Vergangenheit ist der Initiator dieser Unterschiede, denn Italien entstand aus dem Zusammenschluss zahlreicher kleiner Staaten. Dieses Mosaik aus regionalen und sprachlichen Traditionen prägt das Land auch heute immer noch sehr stark. Mehr dazu erfährst du in unserem Ratgeber “Italienische Traditionen und Bräuche”. 

Besonders für Reisende und Sprachlernende sind diese Unterschiede besonders wichtig, um die besuchte Region besser verstehen zu können und die richtigen sprachlichen sowie kulturellen Entscheidungen zu treffen. 

Aber was genau unterscheidet den Norden vom Süden Italiens? Genau diese Frage beantworten wir dir in den nächsten Abschnitten!

Hinweis: Dieser Artikel sollte mit Neugierde gelesen werden! Wir wollen damit keine Stereotypen zwischen Nord- und Süditalien fördern, sondern euch auf die Unterschiede und Besonderheiten innerhalb dieses vielfältigen Landes aufmerksam machen. 

Geografische und klimatische Unterschiede

Italien besitzt eine äußerst gemischte Landschaft: die höchste Gebirgskette Europas, wunderschöne Hügelregionen, grüne Ebenen, eine ausgedehnte Küstenlinie und zahlreiche große und kleine Inseln.

italien geografie

Der Norden ist geprägt von den majestätischen Alpen, die Italien von den Nachbarn im Norden trennt. Hier liegen die durchschnittlichen Temperaturen im Winter unter 0 °C. Die Schneesaison beginnt meistens schon Ende September und kann bis April andauern. 

Da die Alpen mit einigen der bekanntesten Skigebiete Europas direkt vor der Tür stehen, sind hier viele Wintersportarten sehr beliebt. Weitere attraktive Urlaubsziele sind hier die Gebirgseen, wie der Gardasee, der Lago Maggiore, der Comer See und der Iseosee, die zu den größten Seen Italiens gehören.

Weiter südlich vereinen sich die Alpen in die größte Ebene Italiens – die Po-Ebene. Hier ist das Klima gemäßigt bis kontinental. Aufgrund des Flusses Po und seiner vielen alpinen Zuflüsse ist diese Region besonders feucht. In den Wintermonaten gibt es hier viel Nebel und die Sommer sind besonders heiß und schwül. 

Das Klima und die geografische Lage im Norden begünstigen eine Landwirtschaft, die hauptsächlich auf Getreide, Reis, Obst und Weinbau ausgerichtet ist. Hier befinden sich einige der bevölkerungsreichsten Städte Italiens – Mailand, Turin und Bologna. Das Zentrum Italiens wird von der Gebirgskette der Apenninen durchzogen. Hier erreichen die Temperaturen nicht die extremen Werte der Alpen, sind jedoch das ganze Jahr über deutlich niedriger als an der Küste.

Diese Gegend wird als „Italien der Hügel“ bezeichnet. Sie ist grün von Ackerland und durchzogen von mittelalterlichen Dörfern und Kunststädten, die sich bis heute ihren einzigartigen Charme bewahren konnten.  

Diese Region mit ihrer landwirtschaftlichen Vielfalt ist außerdem reich an Naturparks, wie dem Nationalpark Gran Sasso, in dem eine äußerst besondere Fauna geschützt wird.

Im Süden der Halbinsel und auf den Inseln herrscht das mediterrane Klima, das heiße Sommer (mit Temperaturen über 40 °C) und milde Winter mit sich bringt. Besonders an den Küsten ist die Landschaft von Stränden und felsigen Klippen geprägt, die für ihre malerischen Ausblicke bekannt sind. 

Süditalien ist ein beliebtes Reiseziel für Italiener aus dem ganzen Land und für Touristen aus der ganzen Welt. Diese machen etwa die Hälfte des jährlichen Touristenstroms in Italien aus. 

Das milde Klima und die fruchtbaren Böden bewirken eine Landwirtschaft, die Produkte wie Wein, Olivenöl, Zitrusfrüchte und Tomaten hervorbringen. Diese Lebensmittel gehörten mittlerweile zu den wichtigsten Exportgütern mit dem Siegel “Made-in-Italy”.

Hier haben wir für dich nochmal die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

KategorieNorditalienMittelitalienSüditalien
Geografie & LandschaftAlpen • Skigebiete • Große Seen (Gardasee, Comer See, Lago Maggiore, Iseosee) • Po-EbeneApenninen • „Italien der Hügel“: Ackerland, mittelalterliche Dörfer, Kunststädte • Naturparks (z. B. Gran Sasso)Küsten mit Stränden & Klippen • Inseln (Sizilien, Sardinien)
KlimaWinter < 0 °C • Schneesaison Sept.–April • Po-Ebene: feucht, Nebel im Winter, heiße & schwüle SommerGemäßigt • Kühler als Küstenregionen • Keine extremen Werte wie in den AlpenMediterran • Sommer > 40 °C • Milde Winter
Landwirtschaft
Getreide • Reis • Obst • Weinbau
Landwirtschaftlich vielfältigWein • Olivenöl • Zitrusfrüchte • Tomaten (wichtige Exportgüter)
Städte & ReisezieleMailand, Turin, Bologna • Wintersport, SeenlandschaftenKunststädte & historische Dörfer • NaturtourismusBeliebtes Ziel für internationalen Tourismus • Etwa Hälfte aller Touristen Italiens reisen hierhin

Kochkunst und Esskultur in Nord- & Süditalien

Die italienische Küche ist durch ihre Beliebtheit weltweit bekannt. Das Geheimnis liegt in der Einfachheit und der besonderen Qualität der lokalen Zutaten. 

Die Verwendung regionaler Produkte in Kombination mit den zahlreichen ausländischen Einflüssen aus den letzten Jahrhunderten hat eine unglaublich vielfältige Küche hervorgebracht. Das ist genau der Grund, warum es nicht die italienische Küche gibt, sondern jede Region ihre eigenen Spezialitäten hat.

Lass uns auf eine kulinarische Reise vom Norden bis zum Süden gehen und die Highlights der italienischen Küche entdecken!

Im Norden dominieren typische Gerichte wie Risotto, Polenta, Käse und Wurstwaren die Speisekarte. Das kältere Klima und die Nähe zu Frankreich und Österreich haben zu einer reichhaltigeren und deftigeren Küche geführt, in der Sahne, Butter und anderen tierischen Fetten wie Schmalz und Lardo (Speck) großzügig eingesetzt werden. 

Einige Gerichte der mitteleuropäischen Küche haben ihren festen Platz auch in der italienischen Gastronomie gefunden: So zum Beispiel das „Cotoletta alla Milanese“ (Wiener Schnitzel bei unseren österreichischen Nachbarn) und die Tiroler Knödel (Semmelknödel). 

All dies wird begleitet von erlesenen Weinen, darunter international bekannte Sorten wie der piemontesische Barolo oder Barbera sowie der beliebte Prosecco aus der Region Treviso in Venetien.

Die Nähe zu Mitteleuropa zeigt sich nicht nur in der Küche, sondern auch in der Esskultur: Im Norden Italiens isst man tatsächlich früher als im Süden, meist gegen 19:30/20:00 Uhr

Besonders in den städtischen Gebieten, wie in den Provinzen Mailand, Turin oder Venedig, passt sich der Lebensstil dem hektischen Rhythmus der Städte an. Hier ist es üblich, ein leichteres Mittagessen zu genießen und nach der Arbeit, gegen 17:00/18:00 Uhr, einen Aperitif mit Chips, Focaccia und Nüssen zu sich zu nehmen, bevor man zu Abend isst.

Typische ProdukteRegion
Weißer TrüffelPiemont
Trentino-Äpfel IGPTrentino-Südtirol
Carnaroli ReisLombardei
Asiago KäseVenetien, Trentino-Südtirol
Lardo d’ArnadAostatal

Wo soll man mit der Küche Mittelitaliens anfangen Regionen wie Emilia-Romagna, Toskana und Latium sind die Heimat von Spezialitäten, die weltweit zu Symbolen der italienischen Küche geworden sind. 

küche mittel

Man muss nur an die Emilia-Romagna denken, deren große Käse- und Fleischindustrie Heimat von weltbekannten Spezialitäten ist. Dazu gehören Parmigiano Reggiano, der Prosciutto Cotto di Parma, die Mortadella, der Ragù alla Bolognese sowie einer unzähligen Anzahl von Pastasorten – von Tortellini über Tagliatelle bis hin zu Lasagne

Die Herstellung von Wurstwaren und Fleischprodukten ist auch in Regionen wie der Toskana, Umbrien, Marken und Latium besonders verbreitet, vor allem im Landesinneren. Sie wird mit Fischspezialitäten aus den Küstengebieten ergänzt.

Typische ProdukteRegion
Carciofo romanoLatium
Pecorino toscano DOPToskana
Aceto BalsamicoEmilia-Romagna
Prosciutto cotto di ParmaEmilia-Romagna
Olive all’ascolanaMarche
Bistecca alla fiorentinaToskana

Im Süden Italiens hingegen hat die mediterrane Küche das Zepter fest in der Hand. Hier wird der Einfluss der spanischen Herrschaft aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit traditionell einfachen Gerichten kombiniert. Dieses kulinarische Zusammenspiel bringt eine unglaublich kreative gastronomische Mischung hervor. 

küche süden

Genauso wie im ganzen Land hat auch jede Region im Süden ihre eigenen Spezialitäten. Doch eines gilt für alle: Olivenöl und Tomaten sind die Königin und der König des Tisches. 

Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die Pizza, die ihren Ursprung in Neapel hat. Aber auch die zahlreichen Pastaspezialitäten – wie die Orecchiette aus Apulien, die Cavatelli aus Molise oder die Paccheri aus Kampanien – werden häufig mit frischem Gemüse wie Artischocken, Zucchini, Auberginen und Kirschtomaten verfeinert. 

Im Süden wird kaum Rindfleisch gegessen. Stattdessen sind Lamm, Geflügel, seltener Schwein und sehr viel Fisch und Meeresfrüchte an der Küste üblich. Diese genießt man am besten mit einem Spritzer Zitronensaft. 

In Regionen wie Kalabrien und Sizilien ist das Klima ideal für den Anbau von Zitrusfrüchten wie Zitronen, Orangen und Chinotti, die oft auch zur Herstellung erfrischender Liköre wie dem typischen Limoncello verwendet werden. 

Schließlich ist die Vielfalt an Süßspeisen, Sorbets und Eisspezialitäten im Süden Italiens einmalig – von den neapolitanischen Babà bis zu den sizilianischen Cannoli ist die Auswahl enorm. 

Haben wir deinen Appetit geweckt? 

Typische ProdukteRegion
Peperoncino calabreseKalabrien
SafranAbruzzen
Tropea-ZwiebelnSizilien
Datterino-TomatenApulien
Sizilianische Tarocco-OrangenSizilien

Unterschiede in Wirtschaft und Infrastruktur

Norditalien ist heute das wirtschaftliche Herz des Landes, mit Mailand als Hauptwirtschafts- und Finanzzentrum. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines langen industriellen Prozesses, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann und das „industrielle DreieckMailand-Turin-Genua hervorbrachte. 

In diesen Gebieten haben sich im Laufe der Jahrzehnte die Stahlindustrie und der Automobilbau etabliert. Dazu gehört zum Beispiel das Unternehmen Fiat, das 1899 in Turin gegründet wurde, und Olivetti aus Ivrea (Piemont), was ebenfalls zur Technologie- und Maschinenbauindustrie gehört. 

Diese industrielle Entwicklung wurde während des Wirtschaftswunders, nach dem Zweiten Weltkrieg, noch weiter vorangetrieben. Mailand wurde zur Weltmetropole für Mode und Design und machte Norditalien damit zu einem der wichtigsten Wirtschaftsmotoren Europas.

Im Süden Italiens haben sich Neapel und Palermo als die wichtigsten Wirtschaftszentren des Mezzogiorno (ugs. für Süden Italiens) etabliert. Die führenden Sektoren sind hier der Handel, der Hafenbetrieb, die Landwirtschaft und der Tourismus

Wie eine Studie der Banca d’Italia (2022) zeigt, besteht jedoch nach wie vor ein großes wirtschaftliches und soziales Ungleichgewicht zwischen Nord- und Süditalien, das durch die Covid-19-Krise noch weiter verschärft wurde. 

Trotz des großen Potenzials seiner natürlichen und kulturellen Ressourcen steht die Region vor erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, die auf eine lange Geschichte der Benachteiligung im Vergleich zum Rest des Landes zurückzuführen sind. 

Dazu gehören der Mangel an Infrastruktur und der Rückstand bei der Technologisierung, der durch ungleichmäßig verteilte Investitionen entstanden ist. Eine hohe Arbeitslosigkeit und die weit verbreitete illegale Beschäftigung haben diesen Umstand noch verschärft. 

Hier hast du alle Fakten nochmal auf einen Blick: 

KategorieNorditalienSüditalien
WirtschaftszentrenMailand (Finanz- und Wirtschaftsmetropole) • „Industrielles Dreieck“: Mailand–Turin–GenuaNeapel • Palermo
Industrien & SektorenStahlindustrie • Automobilbau (z. B. Fiat, Olivetti) • Technologie- & Maschinenbau • Mode & Design (Mailand)Handel • Hafenbetrieb • Landwirtschaft • Tourismus
Geschichtliche EntwicklungStarker industrieller Aufschwung seit Anfang 20. Jh. • Nachkriegszeit: Wirtschaftswunder • Mailand als Mode- und DesignweltmetropoleWirtschaftlich weniger entwickelt • Abhängigkeit von primären Sektoren (Handel, Agrar, Tourismus)
UngleichheitenWirtschaftsmotor Italiens und EuropasGroßes wirtschaftliches & soziales Ungleichgewicht • Weniger Infrastruktur & Technologie • Hohe Arbeitslosigkeit • Illegale Beschäftigung

Seit der Vereinigung Italiens wird das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen Nord- und Süditalien als „Questione Meridionale“ (Südfrage) bezeichnet. Dieses Problem wird heute durch verschiedene Maßnahmen angegangen. Diese zielen darauf ab, den Süden wirtschaftlich zu revitalisieren, indem sie auf Nachhaltigkeit, Innovation und die Förderung lokaler Traditionen setzen.

Norditalien vs. Süditalien: Kultur & Lebensstil

Gängige Klischees und Filme wie „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ machen klare Aussagen: 

  • Die Familie ist in Italien das Wichtigste.
  • Die Verwandten sind zahlreich und laut. 
  • Die Abendessen dauern bis spät in die Nacht. 
  • Und das Essen ist eine sehr wichtige Angelegenheit. 

Aber: Stimmen diese Klischees? Und wenn ja, ist das wirklich überall in Italien so?

Die Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien zeigen sich nicht nur in der Geografie, im Klima und im Essen, sondern auch – und vor allem – im Lebensstil, in den Werten und in der Mentalität.

Weihnachten und Ostern

NorditalienSüditalien

Weihnachten, Ostern, Ferragosto: Die religiösen Feiertage im Norden Italiens sind Tage, an denen sich normalerweise die ganze Familie versammelt. 

Man isst zusammen, mindestens ein 3-Gänge-Menü, und manchmal spielt man Gesellschaftsspiele, während man zusammen Kaffee trinkt.
Die Feiertage sind hier deutlich längere Ereignisse

Das Weihnachtsabendessen dauert normalerweise bis spät in die Nacht, genauso wie das Mittagessen an Weihnachten oder Ostern, das entspannt bis in den Abend hinein fortgesetzt wird. 

Die zubereitete Menge an Essen ist in der Regel mindestens doppelt so viel, wie nötig wäre, um alle Anwesenden satt zu machen. 
Die Regel lautet: Wenn es nicht genug Reste gibt, die jeder mit nach Hause nehmen kann, ist etwas schiefgelaufen.

Gute Nachbarschaft

NorditalienSüditalien
Auch ohne vorgeschriebene Ruhezeiten – wie in Deutschland – sollte hier die Ruhe und Stille in den Nachtstunden, nach dem Mittagessen und am Sonntagmorgen respektiert werden. 

Das Verhältnis zu den Nachbarn ist freundlich, aber eher formell: Gespräche beschränken sich meist auf Smalltalk im Aufzug oder beim Abholen eines Pakets, das der Nachbar für einen angenommen hat.
Hier wird tendenziell ein höherer Tonfall verwendet als im Norden. Der private Raum und die Distanz zu anderen sind einfach kleiner. Das, was dir wie ein Streit erscheint, ist in Wirklichkeit nur ein sehr lebhaftes Gespräch. 

Die Nachbarn werden hier fast wie Verwandte behandelt und genauso spricht man sie auch an. Man teilt Klatsch und persönliche Angelegenheiten, lädt sich gegenseitig nach Hause ein, und im schlimmsten Fall können deine Nachbarn zu neugierigen Spionen werden: Sie wissen und sehen alles über dich.

Pünktlichkeit

Die Italiener sind im Ausland dafür bekannt, regelmäßig zu spät zu kommen. Warum? Das erfährst du hier: 

NorditalienSüditalien
Termine und Abmachungen werden ziemlich genau eingehalten. Eine Verspätung von 5 bis 10 Minuten ist akzeptabel, aber alles, was darüber hinausgeht, wird normalerweise als unhöflich angesehen.
Im Süden Italiens hingegen gibt es eine ganz eigene Zeitauffassung. Wenn man eine bestimmte Uhrzeit für ein Treffen ausmacht, wird von beiden Seiten erwartet, dass man mindestens eine halbe Stunde später kommt. 

Die Verspätung wird hier nicht als unhöflich angesehen, sondern als normale Folge eines entspannten Lebensstils, bei dem Spontanität einfach dazugehört.

Urlaub

NorditalienSüditalien

Für die Italiener im Norden ist der Urlaub eine Zeit, in der sie endlich die Städte verlassen und vom stressigen Arbeitsrhythmus abschalten können. 

Der Urlaub wird so geplant, dass jeder Tag maximal ausgenutzt wird, mit Spaziergängen, Besichtigungen und Ausflügen – egal, ob es ans Meer geht, in die Berge oder in Ausland. 
Hier beginnen die Ferien oft schon, bevor man tatsächlich Urlaub hat. 

Sobald das Wetter schöner und wärmer wird, beginnen die Rhythmen in den Küstenorten, langsamer zu werden. 

Nach der Arbeit zieht es die Menschen oft zum Strand. Der Urlaub wird häufig mit der Familie verbracht, besonders die langen Tage, an denen man Pasta-Salat und frisches Obst unter dem Sonnenschirm isst.

Hochzeit

NorditalienSüditalien
Hochzeiten finden meist in einer Zeremonie in der Kirche oder im Standesamt statt. Daraufhin folgt ein Empfang an einem eleganten Ort, z. B. eine Villa auf dem Land, wo Freunde und Verwandte zusammenkommen. 

Nach dem Essen gibt es Sekt, das Anschneiden der Torte und Musik, die den ganzen Nachmittag spielt. In der Regel klingen die Feierlichkeiten am Abend aus.

Eine Hochzeit gehört oft zu einem der extravagantesten und pompösesten Feste, bei dem großzügig in jedes Detail investiert wird. 

Von der Zeremonie bis zum Empfang wird alles sorgfältig geplant, mit einer Fülle an Speisen, Süßigkeiten, Sorbets, Kaffee, Sekt, Torte und vielem mehr. 

Auch hier kann man erwarten, dass eine Hochzeit im Süden deutlich länger dauert als im Norden. 

Die Hochzeit wird als die perfekte Gelegenheit betrachtet, um die Liebe, das Paar und das Zusammensein zu feiern – daher wird sie sehr ernst genommen!

Siesta

NorditalienSüditalien
Besonders in den Städten ist es nicht üblich, eine Nachmittagspause zu machen. 

Sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben trinkt man nach dem Mittagessen in der Regel einen Kaffee und setzt den Tag fort.
Obwohl die Siesta hier nicht so fest verankert ist wie in Spanien, ist sie im Süden ziemlich verbreitet. 

Das liegt vor allem an den hohen Temperaturen, die zu einem Großteil des Jahres in den Mittagsstunden herrschen. Deshalb ziehen es Cafés, Tabakläden, Geschäfte und Restaurants vor, die Arbeit etwas später wieder aufzunehmen und sie gegebenenfalls in die Abendstunden zu verlängern. 

Diese Praxis hat sich als klug erwiesen, da die Nachmittagspause nachweislich sowohl der geistigen und körperlichen Gesundheit als auch der Produktivität zugutekommt!

Sprache & Dialekte

NorditalienSüditalien

Vom Venetischen bis zum Piemontesischen hat fast jede Stadt ihre eigenen regionalen Ausdrücke. 

Dennoch wird im Norden, besonders in städtischen Gebieten, normalerweise das „Standarditalienisch“ gesprochen. Italienischlernende sollten daher keine Schwierigkeiten haben, sich zu verständigen. 

Englisch wird von einem großen Teil der Bevölkerung, besonders in den neuen Generationen, recht gut gesprochen.
In vielen Regionen wird der Dialekt im Alltag verwendet, während das Standarditalienisch vor allem in formellen Situationen gesprochen wird, selbst in großen Städten wie Neapel. 

Zudem ist es im Süden nicht immer möglich, sich auf Englisch als lingua franca (Verkehrssprach) zu verlassen. 

Bildung & Gesellschaft im Norden und Süden von Italien

Das Bildungssystem ist im gesamten Land einheitlich, dennoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Regionen im Norden und Süden. 

Die OCSE-PISA-Studie zeigt, dass die Schüler im Norden Italiens in verschiedenen Bereichen wie Mathematik, Naturwissenschaften und Leseverständnis bessere Ergebnisse erzielen als im Süden. Diese Beobachtungen sind zum einen auf sozioökonomische Bedingungen der Schüler zurückzuführen. Viele davon haben z. B. keinen eigenen Computer oder keinen regelmäßigen Zugang zum Internet.  

Zum anderen gibt es aber auch strukturelle Probleme im Bildungssystem. Das Lehrpersonal im Süden ist tendenziell älter und die Schulen kämpfen häufig mit unzureichenden Infrastrukturen.

schulen

Die ungleichmäßige Verteilung von staatlichen Investitionen in den südlichen Regionen ist ebenfalls eine Ursache für eine höhere Schulabbruchquote sowie eine niedrigere Einschreibungsquote an Universitäten.

universität

Trotz des steigenden Beschäftigungsniveaus sehen sich immer mehr junge Menschen aus dem Süden gezwungen, in den Norden auszuwandern, um die gleichen beruflichen Möglichkeiten wie ihre norditalienischen Altersgenossen zu erhalten. 

Wachsende Städten wie Mailand und Turin stellen die Zugezogenen jedoch vor anderen Herausforderungen: Die Mieten sind höher als im Süden und es fehlt das familiäre und soziale Unterstützungsnetzwerk.

Praktische Tipps für Reisende & Sprachlernende

Also, welches Ziel wählst du für deine nächste Reise? 

Hier bekommst du einen kleinen Überblick, der dir die Entscheidung ein wenig erleichtern soll: 

Der Norden Italiens ist besonders für Naturliebhaber und Sportbegeisterte geeignet, da die Alpenregion und die angrenzenden Hügel von Ost bis West atemberaubende Landschaften bieten. In Regionen wie Trentino-Südtirol und dem Aostatal findet man die perfekte Mischung aus alpenländischer Kultur und italienischem Charme. 

Und die Menschen im Norden? Wie man im Piemont sagt: „Agiss ben e lasa dì.“ (Verhalte dich gut und lass die anderen reden!). Die Haltung der Norditaliener ist etwas zurückhaltender als im Süden, aber dahinter verbirgt sich die Bescheidenheit der Menschen, die sich unermüdlich ihrer Kunst und ihren Traditionen widmen und mit Leidenschaft die kleinen Dinge des Lebens feiern.

Der Süden Italiens ist weltweit bekannt für Orte wie die Amalfiküste und die sizilianischen Strände. Aber auch Städte wie Rom und Pompeji, nahe Neapel, sowie kleine barocke Perlen wie Lecce in Apulien und Modica in Sizilien spiegeln die kulturelle Schönheit wider. 

Der Süden Italiens ist auch bekannt für seine lebhaften Feste und Traditionen, die in den kleinen Dörfern seit Jahrhunderten gefeiert werden. Wer sich dem Süden Italiens mit offenem Herzen nähert, wird eine mediterrane Wärme erleben, die weit über das Klima hinausgeht und sich in einer herzlichen Gastfreundschaft widerspiegelt. 

Wie man in Neapel sagt: „Addo’ magnano duje ponno magnà’ pure tre.“ (Wo zwei Menschen essen, ist auch genug für eine dritte Person.) Wenn diese Lebensphilosophie auch mit deiner Einstellung im Einklang steht, wird dir der Süden Italiens das Herz stehlen!

Noch unsicher? Mach das Quiz und finde heraus, wo du dich am wohlsten fühlen würdest!

Möchtest du den Norden Italiens kennenlernen? Oder zieht es dich lieber in den Süden?

Egal, wo du dich laut Quiz am wohlsten fühlst – wir bieten Sprachreisen sowohl in den Norden als auch in den Süden Italiens an. Auch das Zentrum Italiens ist mit dabei. Schau in die Tabelle und finde dein nächstes Reiseziel!

NorditalienMittelitalienSüditalien
IseoseeToskanaApulien
VenetienLatiumSizilien
Friaul
Piemont
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Über Francesca Fabbian

Ich bin in Castelfranco Veneto (Venetien) geboren und aufgewachsen. Bereits während meiner Schulzeit in Italien begann ich, Deutsch zu lernen.

Nach meinem Studium lebte ich einige Zeit in Berlin, Freiburg und Hamburg. Anschließend wohnten mein italienischer Ehemann und ich drei Jahre in München. Seit zwei Jahren ist Teneriffa meine neue Heimat, wo ich die spanische Sprache erlernen und neue Kulturen kennenlernen möchte.

Aufgrund meiner Familie, meiner Freunde und der Sprachreisen bin ich oft in Italien – natürlich auch, weil ich Italien liebe, insbesondere das Essen, die Atmosphäre und unsere Kultur.

Ich unterrichte seit meinem 20. Lebensjahr Italienisch online. Mittlerweile habe ich mehr als 2850 Personen geholfen, Italienisch zu lernen bzw. ihre italienischen Kenntnisse zu verbessern!

Das Unterrichten bereitet mir große Freude, und meine Sprachschule ist mir sehr ans Herz gewachsen. 

Wir freuen uns auf dich!
Ti aspettiamo 🙂

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